Aus der Katha-Upanishad
ist in erster Linie geprägt vom achtgliedrigen "Königsweg" nach den Sutren des Patanjali (RAJA-YOGA).
Die acht Glieder des Raja-Yoga in Kurzform:
1. Yama: Das Leben nach der allgemeinen Ordnung
gemäß den Geboten der
- Gewaltlosigkeit
- Wahrhaftigkeit
- des Nicht-Stehlens
- der Lebensausrichtung auf Gott (Lebe aus der Fülle Gottes und gib so allem das rechte Maß!)
- des Nicht-Anhäufens (Halte nichts fest, denn nur so kann alles im Fluss bleiben!)
2. Niyama: Die besondere (persönliche) Ordnung
nach den Geboten der
- Reinheit
- Zufriedenheit
- des Anfachens der inneren Glut
- der Selbsterforschung und Selbsterkenntnis
- der Hinwendung zum inneren Meister
3. Asana: Einübung verschiedener Körperhaltungen mit dem Ziel, eine stabile und gelöste
Sitzhaltung zu entwickeln; der Körper ist wie ein Fahrzeug zu den höchsten geistigen Zielen;
im Gleichgewicht von Spannung und Entspannung kann der Atem frei fließen.
4. Pranayama: Regulierung und Lenkung des Atemstromes und der Lebensenergie (Prana);
durch die Hingabe an den Atem gewinnt der Übende einen Abstand zur Außenwelt.
5. Pratyahara: Zurückziehen der Sinne von den äußeren Objekten und Vergrößerung des Energie-Potentials
6. Dharana: Aufbau einer kraftvollen Konzentration und geistigen Sammlung; Fokussierung des Bewusstseins (Einspitzigkeit)
7. Dhyana: Meditation als offene, anstrengungslose Konzentration, reines Schauen, jenseits von Denken und Nicht-Denken in der Haltung der Empfänglichkeit;
da ist ein Sehender (ein Subjekt; der innere Zeuge, der schaut), das Gesehene (ein Objekt) und
"dazwischen" der Vorgang des Sehens.
8. Samadhi: In der Kontemplation geschieht die Verschmelzung von Subjekt und Objekt, deren Einswerdung im Raum des Gewahrseins. Wenn sich das schauende Bewusstsein selbst erkennt (Selbstgewahrsein des Geistes), kann
der Durchbruch zum Einen erfolgen. Der Geist kehrt zu seinem Ursprung zurück.
Neu erschienen:
Mahinda Deegalle (Hrsg.): Dharmayatra - Festschrift zum 65. Geburtstag von Dr. Tampalawela Dhammaratana,
NUVIS-Editions, Paris 2022.
557 Seiten, 38 Aufsätze (Sprachen: Englisch, Französisch, Chinesisch, Singhalesisch, Deutsch);
Aufsatz Nr. 28, S. 391-416: Johannes Soth: Philosophen der Kyoto-Schule in ihrer Beziehung zu Meister Eckhart - Konfrontation und Faszination.
Die in diesem Aufsatz durchgeführten Untersuchungen zum übergreifenden Thema ›Der Mensch in Beziehung zum Absoluten‹ zeigen, dass sowohl die Philosophen der Kyôto-Schule als auch Meister Eckhart hervorragende Brückenbauer zwischen Ost und West sind. Es ist zu hoffen, dass im interreligiösen Dialog die jeweils unterschiedlichen Zugänge zum Einen in den beiden Religionen in ihrer Vielfalt erhalten bleiben, dass aber zugleich auch erkannt wird, wie sich die vorhandenen Gegensätze oftmals auf einer höheren Wirklichkeitsebene auflösen können: Einheit in Unterschiedenheit. Dann kann in den wesentlichen Punkten mehr Gemeinsamkeit ans Licht kommen als bisher angenommen wurde. Die coincidentia oppositorum und die Aufhebung der Subjekt-Objekt-Trennung wird in den folgenden Worten Meister Eckharts in ihrer wunderbaren Wirkung erklärt und zusammengefasst. Im In-eins-Fallen der Gegensätze kann der Geist in Ruhe verweilen. Die Unterschiede sind nicht ausgelöscht, sondern die Quelle tiefster Erkenntnis ist freigelegt.
Nû lose wunder! Welch wunderlich stân ûze und innen, begrîfen und umbegriffen werden, sehen und sîn diu gesiht, enthalten und enthalten werden: daz ist daz ende, dâ der geist blîbet mit ruowe in einicheit der lieben êwicheit.
Nhd.: »Lausche <denn> nun auf das Wunder! Welch wunderbares Stehen draußen wie drinnen, begreifen und umgriffen werden, schauen und <zugleich> das Geschaute selbst sein[Hervorhebung J. S.], halten und <zugleich> gehalten werden: das ist das Ziel, wo der Geist in Ruhe verweilt, der lieben Ewigkeit vereint.«
Meister Eckhart, Werke I (Bibliothek des Mittelalters), Texte und Übersetzungen von Josef Quint, herausgegeben und kommentiert von Niklaus Largier, Predigt 86,
S. 220, 7-10; nhd. Übersetzung: S. 221, 11-15.